Die Reise durchs U (u-lab II)

Im September 2023 habe ich also angefangen zu lernen, wie man die Welt verändert – bzw. wie ich zu einem bewusstseinsbasierten Systemwandel beitragen kann: Ich habe mich in dem Massive Open Online Course (MOOC) u-lab 1x „Leading from the emerging future“ eingeschrieben, den die U-School for Transformation in Kooperation mit dem MIT anbietet. Und ich war nicht allein: Über tausend andere über den Globus verstreute Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten ebenfalls den Impuls, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen, und den Wunsch, den Prozess und die Methoden kennenzulernen, die es möglich machen sollen, von der Zukunft her zu denken (siehe u-lab I).

Der Weg zur Veränderung

Mit unseren großen Sehnsüchten folgen wir alle auf der Selbstlern-Plattform des MITx sechs Wochen lang der gleichen Reiseroute: ein autonomes Selbststudium in fünf Etappen, ergänzt um drei große virtuelle Zusammenkünfte mit Otto Scharmer und dem U-School-Team – den Live-Sessions zum Einstieg, zum Presencing als dem Höhepunkt und dem gemeinsamen Abschluss Ende Oktober 2023.

Die fünf Etappen des u-lab 1x gliedern sich dabei wie der U-Prozess im Allgemeinen in diese fünf Module:

  1. Beide – U-Prozess und u-lab 1x – beginnen mit einer gemeinsamen Einstimmung, dem Co-Initiating: Hier wird in jedem Prozess zunächst das Anliegen, das Thema, die angestrebte Veränderung abgesteckt – da kann z.B. in einem Workshop oder einem Meeting passieren. Im u-lab ist das Kick-off die ersten globale Live-Session mit Otto Scharmer, der Prozesszeichnerin Kelvy Bird und vielen Engagierten, die erklären, was Theorie U möglich macht. Auf der Lernplattform gibt es dann zusätzlich die grundlegenden Fakten und Hintergrundwissen zur Theorie: die Grundidee des Ansatzes, der Ablauf des Kurses und die wichtigsten Bausteine – beispielsweise die vier Ebenen des Zuhörens (siehe u-lab III).
  2. Dann folgt das Co-Sensing: Im ersten Drittel des u-förmigen Transformationsprozesses geht es darum, zu ergründen, was die aktuelle Situation ausmacht – und zwar mit einem offenen Denken, einem offenen Herzen und einem offenen Willen, also dem Mut für Neues. Methodisch wird hier klassische Recherche mit einer achtsamen Einfühlung kombiniert. So werden etwa sowohl Gespräche mit allen Betroffenen geführt (Stakeholder-Interviews) als auch gemeinschaftliche Lernreisen und emotionale Erlebnisse geschaffen (Sensing Journeys), um die Situation aus verschiedenen Perspektiven und auf tieferen Ebenen zu erfassen.
  3. Am Wendepunkt des U folgt mit dem Presencing der intuitive Zugriff auf das, was aus dieser Situation im Idealfall werden könnte – auf das bestmögliche Zukunftspotenzial. Die Theorie U geht davon aus, dass dieses Zukunftswissen zur definierten Herausforderung in mir und meiner Community schon vorhanden ist (nur nicht bewusst greifbar). Im u-lab lässt sich das auf einer Fantasiereise erleben, die Scharmer selbst in der zweiten Live-Session für die über 1.000 zugeschalteten Menschen anleitet. Ich lande hinter dem Tor, an dem wir gemeinsam beginnen, in einem alten Garten, klettere auf einen Baum und habe von dort aus erstaunliche Ausblicke in meine berufliche Zukunft (denn ja, es geht im u-lab 1x natürlich auch immer um unsere persönlichen Veränderungsprojekte).
  4. Auf der anderen Seite des Us erfolgt dann die Aufwärtsbewegung – aus der Tiefe der Intuition hinein ins konkrete Tun: ins Co-Creating. Hier wird – entweder allein oder noch besser direkt mit den Stakeholdern – das Erspürte verdichtet und konkretisiert („Crystallizing“), beispielsweise mit Körper- und Schreibübungen – dem Social Presencing Theater (STP) etwa und dem Journaling. Anschließend wird ein möglichst konkretes Projekt grob konzipiert („Prototyping“). Im u-lab werden wir ermuntert, etwas ganz Kleines zu finden, was wir in Richtung der angestrebten persönlichen Veränderung umsetzen können. Ich nehme mir vor, eine Kurzgeschichte zu schreiben – bin aber nicht sicher, ob ich mir das zutraue…
  5. Den Abschluss macht das Co-Evolving: Nun geht es darum, sozusagen „den Boden zu bereiten, damit die Samen der Zukunft, die im bisherigen Prozess ausgesäht wurden, aufgehen und wachsen können“ (ja, Otto Scharmer und sein Team formulieren es gern blumig :-). Genauer gesagt geht es um das „soziale Feld“ und wie es bestellt werden kann, damit das System sich wirklich weiterentwickelt und nicht einfach in die alten Muster zurückschnappt: Welche Infrastruktur können wir schaffen, welche Leute zusammenbringen, welche Gewohnheiten ändern? Wo ist der Hebel, damit aus den kleinen Prototypen größere Veränderungen werden, die vielleicht sogar das System selbst ein bisschen verändern können?

Das Beste am U: Mein Coaching Circle!

Neben den drei Live-Sessions, die ich immer als sehr berührend erlebt habe, bietet das Kursmaterial unzählige Erklärvideos (an deren deutschen Untertitelung ich mitwirken durfte :-), Praxisberichte, Übungsanleitungen, Hintergrunderzählungen, Texte und Audios zum selbstorganisierten Lernen.

Zusätzlich gibt es eine Online-Plattform, auf der man Gleichgesinnte finden, sich frei vernetzen und austauschen und – ganz wichtig – zu in einem Coaching Circle zusammenfinden kann, um sich auf der Reise durchs U gegenseitig zu begleiten. Diese virtuelle Reisegruppe war und ist für mich ein Herzstück des u-lab 1x, in dem die Haltung und Verbindung, die das U-Projekt trägt, erstaunlich schnell und ganz unmittelbar spürbar wird (Danke an Susanne, Stephan, Markus und Sibelius!!!). Dem wunderbaren Format und der dort verwendeten Methode Case Clinic werde ich demnächst einen eigenen Beitrag widmen!

1 Kommentar