Falschparker-Frust (GfK I)

Matt schimmernd, betongrau und sehr dominant steht es mitten auf dem kleinen Kreisverkehr: Ein fettes, protziges Auto. Ein Landrover vielleicht, oder ein Porsche? Aber das ist mir herzlich egal. Sehr, sehr teuer jedenfalls. Und das löst in mir ebenso viele Gefühle aus wie der dreiste Regelverstoß: Ich bin empört, aber auch verzweifelt, traurig und resigniert. So frech parkt man doch nicht! Was, wenn das alle machen würden? Und überhaupt, warum machen das natürlich nicht alle? Sondern immer nur die mit den dicken Karren?

  • Weil sie mit dem PS-Protz auch die gefühlte Erlaubnis für jeglichen Regelübertritt erworben haben?!
  • Weil sie so vor Selbstbewusstsein platzen, dass das dicke Auto allein nicht reicht, um das Revier zu markieren?
  • Sondern es zusätzlich das lässige „die-StVO-gilt-für-mich-nicht“-Statement braucht?
  • Oder weil Menschen, die solche Autos fahren doch nur besonders arrogant, egoistisch und rücksichtslos sind?

Halt. So kommen wir nicht weiter. Frust, der empörte Urteile vorbringt, die zur Konfrontation führen und zu Rechtfertigung und Gegenangriff, führt zuverlässig mitten hinein ins Hamsterrad der immergleichen Konfliktmuster: Ich hau dich, du haust mich, ich haue zurück – und immer so weiter bis alle zumindest verbal blaue Flecken haben und noch frustrierter sind.

Gewaltfrei denken lernen

Eindeutig zielführender wäre es, gewaltfrei durchs Leben gehen. Denn an die klärende Kraft einer zünftigen Prügelei habe ich noch nie geglaubt. Sie klärt vielleicht die Machtverhältnisse. Hinterlässt aber auch immer Groll, so gut dieser auch überspielt wird. Und der bricht irgendwann wieder aus, auch wenn es manchmal Jahre dauert.

Abhilfe verspricht der Ansatz von Marshall B. Rosenberg. Sein Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) basiert auf der Grundidee, dass wir uns alle viel besser verstehen könnten, wenn wir nicht auf Worte und Gesten reagieren, sondern auf die Gefühle und Bedürfnisse, aus denen diese entstehen. Konkret: Statt wütend den Außenspiegel abzutreten, könnte ich mich fragen, was für ein Bedürfnis den Autobesitzer (ich gehe schwer davon aus, dass es ein Mann ist) veranlasst, sich so zu verhalten – und was er dabei fühlt. Das bedeutet nicht, dass ich deshalb mit seinem Verhalten einverstanden sein muss. Es bedeutet vor allem, dass ich den anderen auf eine Weise sehe, die es ermöglicht, in Verbindung zu kommen und Verständnis zu entwickeln – und im Idealfall sogar gemeinsame Lösungen.

Im Moment scheint mir das unerreichbar. Ich kann mir noch nicht einmal vorstellen, über die Gefühle des Unbekannten nachzudenken (Hat so ein arroganter Heiopei überhaupt welche?!). Und Verständnis? Pffff. Die einzige „gemeinsame“ Lösung für mich und den SUV wäre im Moment, dass sich das Auto in Luft auflöst. Aber das ist nicht gewaltfrei. An der Haltung muss ich offensichtlich noch arbeiten.

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