Ein Festival für „zukunftsorientierten Journalismus, der gut für die Gesellschaft ist“: Wie großartig, dass es sowas gibt! Denn genau das ist es, was ich gerne in meinem Leben und meiner Selbstständigkeit noch machen möchte. Noch großartiger ist, dass das b°future Festival in Bonn ist – also quasi vor meiner Haustür. So konnte ich mir die Entscheidung die ganze Zeit offen halten und am Samstag dann – trotz Zeitmangel – doch noch spontan für den letzten Konfernztag hinfahren (auch wenn dann leider kein Zug nach Bonn fuhr, wie ich ebenso spontan morgens bei der Reisplanung merken musste).
Zum Glück ist Bonn aber so sehr vor der Haustür, dass sogar eine Straßenbahn dorthin fährt – und in der Kombi mit Fahrrad sogar weniger als 45 Minuten braucht. Das b° future festival für Journalismus und konstruktiven Dialog, das das Bonn Institut 2024 zum zweiten Mal veranstaltet, findet also zumindest am 5. Oktober 2024 nicht ohne mich statt.
Und ich finde mich wieder in einem sehr internationalen Publikum, das die Sehnsucht nach konstruktiverem Journalismus und die Motivation, diesen mitzugestalten, mit mir teilt – und sogar auch eine Gewohnheiten, die ich für längst überholt hielt: So viele Menschen mit Stiften und Notizbüchern! Wie schön. Und wie sie habe ich in den Workshops und Seminaren neue Informationen und Erkenntnisse notiert. Besonders beeindruckt haben mich z.B. diese:
Die Idee, GFK und Journalismus zusammenzudenken, habe nicht nur ich. Auch Anke Gehrmann, freie Journalistin, hat offenbar eine Leidenschaft für beides. Und sie hat sich gefragt, wie die Kommunikationsmethode die Recherche- und Interview-Arbeit gerade auch in investigativen oder konfrontativen Kontexten erleichtern kann. In ihrem Workshop stand im Fokus: Wie komme ich in einen guten Austausch mit Menschen, die mich eigentlich auf die Palme bringen?
Natürlich ist die GfK-Haltung wirklich hilfreich dabei – also die Bereitschaft, den anderen und seine Bedürnisse wirklich zu sehen, eine Interview-Partnerin auch mit ihren Sorgen ernst zu nehmen und sie dort erst einmal mit einer Wahrnehmung ihrer Gefühle abzuholen. Neu war das für mich nicht – aber schon in die praktische Anwendung gebracht, mit einem Video-Clip, in dem ein Journalist einen AfD-Troll an dessen Haustür mit seinen Fragen überfällt. Und der natürlich keine Antworten bekam.
Zudem brachte Anke drei Super-Tools für Beziehungsaufbau und Gesprächsführung mit. Zwei kannte ich schon: die konsequent positive Unterstellung (KPU) und das Aktive Zuhören bzw Paraphrasieren, bei dem man zugewandt wiederholt, was man vom Gegenüber gehört hat, um zu gewährleisten, dass es sich verstanden fühlt.
Neu war für mich das dreimalige Anklopfen. Das is eine Gesprächsmethode, um achtsam und möglichst erfolgreich in einen Austausch einzusteigen. Oder im GfK-Sprech formuliert: Es ist eine Anleitung, um eine eigene Bitte so zu formulieren, dass es dem oder der anderen leicht(er) fällt, ihr zu entsprechen. Konkret bedeutet das, dreimal zu fragen und jeweils die Antwort abzuwarten:
- „Ich möchte mit dir sprechen – bist du dazu bereit? Und wann passt es dir?“
- „Ich möchte mit dir über … (Beobachtung oder Thema) sprechen, weil ich möchte, dass wir eine Lösung finden, die für uns beide okay ist – bist du damit einverstanden?“
- „Ich möchte verstehen, wie es dir in der Situation gegangen ist, was dir wichtig war und was du gerne hättest, und ich möchte dir gerne erzählen, wie es mir dabei gegangen ist, was mir wichtig war, und was ich mir dazu wünsche – bist du damit einverstanden?“
Bei jeder Frage besteht die Möglichkeit, dass diese Antwort ein Nein ist. Passiert dies, kann man fragen:
- „Was brauchst du, um dich darauf einlassen zu können?“
Entscheidend ist, dass das Gegenüber die Freiheit hat, selbst zu entscheiden, wie es reagiert. Geht es auf die Bitte ein, kann das nachfolgende Gespräch entsprechend lösungsorientiert und auf Augenhöhe geführt werden. Quelle für diese Intervention ist übrigens hier beim Hamburger Institut für Gewaltfreie Kommunikation: https://www.gewaltfrei-kommunizieren.hamburg/aktuelles/downloads/ – und da gibt es noch viel, viel mehr an Inspirationen und Anleitungen – auch das ein toller Tipp von Anke!
Über die Zukunft im Journalismus schreibe ich dann noch demnächst!