Von innen heraus nachhaltig (IDG)

„Den Kindern soll es einmal besser gehen!“ Was wäre, wenn Menschen diesen Satz sagen und dabei nicht mehr nur an materiellen Wohlstand denken, sondern auch an das psychische und soziale Wohlbefinden ihrer Kinder? Daran, dass die nächste Generation in Harmonie miteinander und ihrer Umwelt leben könnte? Dass sie sich weniger Sorgen über ihre Zukunft machen müsste? Dass Städte mit sauberer Luft und eine Welt ohne Armut und Hunger für sie selbstverständlich wären?

Dann könnten wir Zukunft nachhaltig gestalten.

Die Sustainable Development Goals (SDG)

Leider sind wir derzeit allerdings noch weit davon entfernt. Zwar haben die Vereinten Nationen (UN) am 1. Januar 2016 die Transformation unserer Welt eingeläutet und unter diesem Titel die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung auf den Weg gebracht. Die fast 200 Mitgliedsländer haben sich auf einen Plan geeinigt, mit dem sich die aktuellen ökologischen, sozialen und ökonomischen Verwerfungen global und für alle fair und gut auflösen lassen: die Sustainable Development Goals (SDG). Sie haben 17 gemeinsame Ziele festgeschrieben – z.B. sauberes Wasser für alle, eine Reduzierung der sozialen Ungleichheit und nachhaltiger Städtebbau – und benannt, was nötig ist, um eine lebenswerte Zukunft für alle zu gestalten. Sie haben konkrete Ansatzpunkte identifiziert, um aktiv zu werden und bis 2030 die Basis für eine faire, nachhaltige neue Welt zu schaffen.

Trotzdem ist dieses Ziel heute, fast 10 Jahre später, kaum greifbar geworden. Die SDG haben – wie so viele schlaue, schlüssige und wissenschaftliche fundierte Vorschläge – traurigerweise kaum eine praktische Wirkung entfaltet, während unsere Probleme noch drängender geworden sind. Warum ist das so? Wenn wir doch genau wissen, wohin die Entwicklung geht, wie bedrohlich die Lage ist, was die Gründe dafür sind und was wir konkret, sofort tun können, um die Bedrohungen aufzulösen und eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern – warum tun wir dann nicht, was nötig, sinnvoll und überfällig ist?

Die Inner Development Goals (IDG)

Diese Frage haben sich auch die Menschen hinter den Inner Development Goals (IDG) gestellt, die die gemeinnützige internationale Initiative 2020 in Stockholm gegründet haben. Ihre Antwort: Wir können es einfach nicht, weil uns grundlegende persönliche Kompetenzen dafür fehlen. Wir sind schon vom puren Überleben in unserer chaotischen VUCA-Welt so erschöpft, dass wir nicht auch noch über den Tellerrand schauen, den Blick weiten, zukunftsorientiert denken und entsprechend „richtig“ – also nachhaltig – handeln können. Es ist einfach zu viel.

Wo bin ich?!

VUCA heißt: Hier ist alles in Bewegung („volatile“), unsicher („uncertain“), hängt zudem auf komplexe Art voneinander ab („complex“) und vieles ist uneindeutig („ambiguous“). Was gestern noch logisch und sinnvoll war, gilt heute vielleicht nicht mehr. Das fordert. Denn Orientierung, Übersicht und Entspannung sind kaum zu haben unter diesen Bedingungen. Den Alltag klar zu kriegen, ist mühsam.

Also haben die IDG-Engagierten überlegt, welche innere Hürden uns abhalten, die SDG umzusetzen, und welche Fähigkeiten wir brauchen, um diese zu überwinden. Dabei wurden sie von prominenten Wissenschaftlern wie Theorie-U-Entwickler Otto Scharmer, Amy Edmondson, die die Bedeutung von psychologischer Sicherheit am Arbeitsplatz neu definiert hat, und Robert Kegan, Autor des Klassikers „Die Entwicklungsstufen des Selbst“, unterstützt, die sich mittlerweile der Initiative angeschlossen haben. Aus Umfragen, Erfahrungswerten, eigenen Interpretationen ist ein Framework entstanden, dass 2021 erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Es umfasst 23 Skills in 5 Bereichen:

  1. SEIN – Die Beziehung zu sich selbst
    • Innerer Kompass
    • Integrität und Authentizität
    • Offenheit und Lernbereitschaft
    • Selbsterkenntnis
    • Gegenwärtigkeit
  2. DENKEN – Kognitive Fähigkeiten
    • Kritisches Denken
    • Bewusstsein für Komplexität
    • Perspektive Fähigkeiten
    • Sinnstiftung
    • Langfristige Orientierung und Visionen
  3. BEZIEHUNG – Fürsorge für andere und die Welt
    • Wertschätzung
    • Verbundenheit
    • Bescheidenheit
    • Einfühlungsvermögen & Mitgefühl
  4. ZUSAMMENARBEIT – soziale Kompetenzen
    • Kommunikationsfähigkeiten
    • Mitgestaltungsfähigkeiten
    • Inklusive Denkweise & interkulturelleKompetenz
    • Vertrauen
    • Mobilisierungsfähigkeiten
  5. HANDELN – Wandel vorantreiben
    • Mut
    • Kreativität
    • Optimismus
    • Beharrlichkeit

Das Konzept wird von der zunehmend global aktiven IDG-Initiative ständig weiterentwickelt. Derzeit läuft etwa die Umfrage #OneBigQuestion zum IDG-Framework 2.0, bei der neue Fähigkeiten vorgeschlagen und Prioritäten verschoben werden können (hier geht’s zur deutschen Version).

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