Besser lernen im Betrieb

In meine Lerngeschichten hier habe ich schon mehrfach die Corporate Learning Community (CLC) erwähnt, von und mit der ich in den vergangenen Jahren viel gelernt habe. Meine Highlights dabei waren die Domain-of-One’s-Own-Initiative, der ich meinen kleinen Blog überhaupt verdanke, und das Corporate Learning Camp 2019 in Koblenz, dem einzigen der legendären BarCamps, an dem ich in Präsenz teilnehmen konnte (hier habe ich für managerSeminare darüber berichtet).

Wie lernen wir für die (und bei der) Arbeit?

Schon damals war ich fasziniert, wie entschlossen und systematisch die Menschen in dieser Community in die Zukunft schauen. Sichtbar wurde dies in Koblenz z.B. in den Sessions zur Entwicklung einer Vision fürs Coporate Learning, die mich so beeindruckt haben, dass ich anschließend die CLC-Beteiligten dabei unterstützte, die Ergebnisse als Fachartikel aufzubereiten. Das Ergebnis ist unter dem Titel „Lasst das Lernen frei!“ erschienen und beschreibt, wie sich die Personalentwicklung in den kommenden fünf Jahren erneuern sollte – also bis heute, bis 2025. Inzwischen hat die Community schon ein Update mit Ausblick auf 2030 gemacht, das die ursprüngliche Vision um die Idee der lernenden Organisation erweitert.

Der Blick in die eigene Zukunft

Jetzt steht die Community vor einem Generationswechsel, da der rührige Mitgründer Karlheinz Pape seinen nicht gerade kleinen Anteil an der Verantwortung abgeben wird. Das ist aktuell der Anlass für einen weiteren systematischen Blick in die Zukunft (diesmal die eigene der Community), den ich wieder begleitet habe – diesmal als einfaches Mitglied, als neugierige Lernende und als zukunftsoptimistischer Mensch.

Denn der Moment ist auch eine gute Gelegenheit, um mich wieder daran zu erinnern, was das Netzwerk so besonders macht: dass sich hier lernbegeisterte Menschen aus dem Unternehmenskontext in einem völlig un-kommerziellen, branchen- und firmenübergreifenden, offenen und selbstorganisierten Rahmen treffen, um voneinander zu lernen und die eigene Profession weiterzuentwickeln. Das ist toll – und ein Beweis dafür, dass es Menschen doch nicht immer nur um den schnellen finanziellen Vorteil geht.

Die CLC: Vom Barcamp zur Community…

Entstanden ist die Corporate Learning Community 2010 aus einer Veranstaltung, die das erste von vielen, immer größeren jährlichen BarCamps werden sollte. 24 dieser Barcamps haben seitdem stattgefunden, seit Corona auch virtuell und hybrid – das nächste wird im März 2025 in Hamburg sein.

Daneben gab und gibt es auch zahlreiche weitere Austauschformate: Massive Open Online Courses (MOOCs), regionale Community-Events, Podcasts, Lunch&Learn-Sessions und verschiedene Lernreisen in kleineren Gruppen und ganz viel informelles Networking. Die Community ist so zu einer zentralen Größe für Corporate Learning-Professionals im deutschsprachigen Raum geworden. Allein auf LinkedIn folgen ihr über 11.000 Bildungsinteressierte, Mitglied in der wirklich sehr offenen Community ist jede und jeder, der sich als solches versteht.

… und wie geht’s weiter?

Wie will die CLC dieses Potenzial nutzen, um das lebenslange Lernen weiter voranzubringen? Wer macht mit, wer sollte mitmachen und worum geht es eigentlich? Wofür steht die Corporate Learning Community heute? Und wo will sie hin?

Diesen Fragen stellt sich das Netzwerk – also konkret tun dies alle, die Lust haben mitzuüberlegen – seit Jahrebeginn 2025 mit mehreren „Zukunftskonferenzen“. In ihnen steht – nach einem Blick in die Vergangenheit (also auf das, was funktioniert hat und schon erreicht wurde) und einem Blick auf externe Trends (demografischer Wandel, KI, Learning Analytics, Future Skills …) – v.a. die Bewertung der gegenwärtigen Situation auf der Agenda. Im Fokus standen in den vier Meetings Fragen wie diese:

  • Welche Themen wollen wir in der Community besprechen?
  • Welche interessanten Formate gibt es außerhalb der CLC?
  • Wie wollt ihr euch jetzt und zukünftig aktiv in die Gestaltung der Community einbringen (können)?
  • Wie können diejenigen erreicht werden, die noch nichts von der Community gehört haben?
  • Und ist das CLC-Aushängeschild, die regelmäßigen BarCamps, vielleicht in die Jahre gekommen?

Ergebnisse: Besser zusammen lernen

Die Antworten, die bisher zusammenkamen, sind zahlreich und bunt: Die Mitglieder interessieren sich für neue Lernformate, Tools und Techniken und gleichzeitig auch dafür, wie sich Anreize entwickeln lassen, um den Kolleginnen und Kollegen Lust aufs Lernen zu machen, wie sich eine gute Lernkultur schaffen und wie Praxisnähe im Lernprozess garantieren lässt – wie also das zunehmend unverzichtbare Lernen im Betrieb besser mit dem Arbeiten verzahnt werden kann. Und natürlich steht auch das große Thema KI für viele im Fokus.

Einige fragen in den Zukunftsdiskussionen aber auch nach der sozialen und ökologischen Verantwortung der Learning Professionals im Unternehmen. Schließlich haben die Entwicklungsprofis von Hause aus einen größeren Blick fürs Ganze und dafür, was eine Organisation braucht, um zukünftige Herausforderungen zu wuppen. Und davon werden viele kommen. Gleichzeitig sind sie allerdings auch meist die ersten, die von Kürzungen und anderen Rückschritten betroffen sind – auch das ein sehr präsentes Thema.

Ergebnisse: Sichtbarer werden

In puncto Formate ist immer noch viel Liebe fürs Barcamp zu spüren. Daneben gibt es großes Interesse an Experimentierräumen mit viel Raum für Praxis wie Hackathons & Promptathons und alle möglichen Austauschformate von Peer Coachings über Bildungsnetzwerke bis hin zu FuckUp-Nights. Dabei immer die Frage, womit man neue – jüngere – Leute ansprechen kann, also wie man Nachwuchs generiert und Menschen, die sich potenziell für die Community interessieren könnten, überhaupt auf diese aufmerksam macht.

Ideen dazu sind etwa die Vernetzung mit Schulen, Ausbildungsverantwortlichen und Universitäten sowie Mentoring-Angebote. Hilfreich wäre auch, wenn die Community selbst sichtbarer wird, so eine Erkenntnis. Das könnte z.B. durch Fachartikel in Branchenmedien erreicht werden, oder auch dadurch, dass die eigenen „CLC-Stars“ prominenter auftreten, vielleicht sogar durch eine eigene TED-Veranstaltung. Weitere Ideen: eine Roadshow zu Unternehmen und (Hoch-)Schulen, neue Talk-Reihen oder themenspezifische Lerngruppen. Auch ein besseres Onboarding von Neu-Mitgliedern wird angedacht.

Ergebnisse: Engagement leichter machen

Die dritte Zukunftskonferenz widmet sich dann primär der Frage, wie die Zusammenarbeit in der Community selbst verbessert werden kann. Hier wünschen sich die Beteiligten mehr Möglichkeiten, sich niederschwellig und v.a. assynchron einzubringen – also neben Meetings auch Chat-Platformen oder gemeinsame Social-Media-Kanäle (die es teilweise allerdings auch schon gibt …). Intern wird ein Expertenverzeichnis von und für Mitglieder angeregt, das Austausch und Zusammenarbeit erleichtern soll. Heiß diskutiert wird auch, ob sich ein Badge-System realisieren lässt, um Engagement und Kompetenzentwicklung innerhalb der CLC sichtbar zu machen.

In der vierten und bisher letzte Session der Reihe geht es ganz praktisch um die Aufbereitung der Erkenntnisse der Zukunftskonferenzen fürs Corporate Learning Camp 2025. Denn die Ideen sollen nun möglichst direkt konkret werden und in die Umsetzung gehen. In Hamburg (es gibt übrigens noch ein paar Tickets: https://colearn.de/clc25-fruehjahr/) sollen die teilnehmenden Mitgliedern z.B. Themen gewichtet können und sich vielleicht auch in Projekten zusammenfinden.

Dazu könnte es eine Metaplan-Wand im Foyer geben sowie eine – oder eher mehrere – Sessions, in denen die Kernergebnisse diskutiert oder einzelne Teilaspekte vertieft werden. Möglich wären z. B. auch zwei Sessions am Ende jedes Veranstaltungstages, die den Tages-Input im Hinblick auf die Zunftswünsche der Mitglieder einordnen – oder auch ein ganzer Zukunfts-Track, der die entsprechend den Sessions bündelt. Ebenfalls angedacht ist eine Umfrage auf oder nach dem Camp, um herauszufinden, was den Mitgliedern fehlt und wie sich vielleicht mehr Commitment abholen lässt.

Das meiste davon wird derzeit schon von engagierten Mitgliedern vorbereitet. Denn die Community ist entschlossen, sich weiterzuentwickeln und auch intern den Generationenwechsel anzugehen. Und der läuft gut: Inzwischen steht auch fest, wie die neuen Gesichter aussehen, die sich Karlheinz Papes Verantwortung gemeinsam teilen wollen und in Zukunft nach außen für die CLC stehen werden. Es sind vier und so nennen sie sich auch: Die CLCFour – Giovanna, Herwig, Martin und Harald. Schön, dass ihr das macht und für Kontinuität in dieser Community sorgt!

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